Atelier-Besuch bei Martina Geist – November 2019

20 Mitglieder des Freundeskreises verbrachten einen Samstag Nachmittag bei Martina Geist in ihrem großen, hellen Atelier in Kemnat. Bilder aus allen Schaffensphasen hat Martina an den Wänden hängen, auf dem Boden stehen oder an Leinen aufgehängt. Bilder? Abzüge vom Druckstock auf Bütten- oder Japan-Papier. Nachbearbeitete Druckplatten aus Pappel- oder Sperrholz. Vernähte Drucke auf Polyesterbannern. Mappenwerke. Skizzenbücher und Kataloge vergangener Ausstellungen. Nie geht es darum, Abbilder etwa von Gläsern, Früchten, Messern oder Laub zu erstellen. Jedes Bild entwickelt ein Eigenleben aus Linien, Formen, Flächen. Im Gehirn jedes Schauenden entstehen Raum-Vorstellungen. Es gibt nicht eine dominante Perspektive, in der die Kunstwerke ein vermeintlich endgültiges Bild zeigen würden. Man meint, Bewegungen zu sehen, ein kippendes Glas oder eine mäandernde Linie, die auch Oberkante einer gefalteten Wand sein könnte.


Im lebhaften Gespräch mit uns Besuchern ermöglichte Martina, ihre Motive, Anliegen und Suchprozesse nachzuvollziehen. Ihre Drucke sind meist Unikate, das Verviel-fältigen interessiert sie nicht außer mal eine Auflage von 8 Drucken für eine Ausstellung. Den Druckstock bearbeitet sie, bis er seine eigene Ausdruckskraft zeigt. Dabei können Flächen, die im Druck eingefärbt waren, freigelegt oder mit einer Farb-variante belegt werden. In Ausstellungen zeigt Martina den Abzug gern in einem anderen Raum als den Druckstock. Zuschauer erinnern sich, etwas Ähnliches gesehen zu haben, suchen aber nicht den technischen Vergleich sondern das Eigenleben des Bildes, vor dem sie gerade stehen.

Seit dem Künstlerfahnenfest 2016 in Eppingen hat Martina den mehrschichtigen
Formen- und Farbauftrag mit wetterfesten Farben und Material für ihre Arbeit entdeckt.

Bei Kaffee und Hefezopf konnte sich jede/r für den bildstarken Nachmittag bedanken.

(Peter Schrabe)